100 Jahre KULTUR FÜR ALLE
Rückblick 2022
Von Rap bis Klassik: Wie der Verein Freie Volksbühne seit 100 Jahren erfolgreich Kultur unters Volk bringt und auch in Zukunft mit seinem KölnerKulturAbo für den Zusammenhalt unserer Stadtgesellschaft unverzichtbar bleibt.
In ihrer überdimensionalen Sonnenbrille, die fast ihr gesamtes Gesicht verdeckt, spiegelte sich die Silhouette des Severinstors. Aus den Boxen stampfte eine durchdringende Mischung aus Afro-Beat, House und Neo Soul, die sie mit ihrem kehligen Sprechgesang und wildem Tanz begleitete: Hunderte Zuhörer wippten und sangen inbrünstig mit, als Donia Touglo auf der offenen Bühne des Doppeldeckerbusses direkt vor der historischen Kulisse ihre mitreißende Performance bot.
Zum Jubiläum mit dem Kultur-Bus
durch die ganze Stadt
Der Auftritt der aus Togo stammenden Sängerin war einer von vielen Acts der Kultur-Bus-Aktion, organisiert zum 100-jährigen Jubiläum des Vereins Freie Volksbühne, um die große Bandbreite seines Angebots zu präsentieren. Am ersten August-Wochenende fuhr der Open-Deck-Bus quer durch die Stadt, um allen Kölner:innen zwischen Chorweiler und Porz Kultur aller Art nahe zu bringen – die ergreifenden Soli der Cellistin Ulrike Schäfer, Mitglied des Gürzenich-Orchesters, die Performance der Rapper Mo-Torres und Cengiz, den Sound des Calypsonic Steel Orchestras und der Formation HopStopBanda sowie Stephan Brings bekannte Lieder, die er im Duett mit seiner Schwester Maria sang. Das Motto der Tour zum 100-jährigen Vereinsjubiläum: »Kultur für alle – Das KölnerKulturAbo unterwegs in Deinem Veedel!«
Von Rap bis Klassik: Bezahlbare Kultur für alle
Kultur für alle: Dies war schon der tragende Gedanke im Gründungsjahr 1922, als man in Köln beschloss, einen Verein ins Leben zu rufen, durch dessen ermäßigte Angebote Kulturveranstaltungen nicht nur einer finanziell besser gestellten Gesellschaftsschicht vorbehalten sind. Mit einem umfangreichen Angebot, das in Kooperation mit zahlreichen Kölner Veranstaltungsorten jedem Bürger ermöglichen soll, Theater, Musik, Literatur und viele andere Kunstgattungen hautnah und zu guten Konditionen zu erleben.
Das Korsett der Konvention sprengen
Und das seit 100 Jahren: Der Verein Freie Volksbühne Köln ist Teil einer Bewegung, die in den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts in Berlin in ihren Anfang nahm. Unter dem Motto »Die Kunst dem Volke!« verfolgten die Volksbühnen in Deutschland das Ziel, allen Gesellschaftsschichten den Zugang zu kultureller Bildung zu ermöglichen. Durch ein Theater frei von Zensur und ohne finanziellen Zwang. Und durch Stücke, die nicht mehr nur die Oberschicht unterhalten, sondern auch die Themen auf die Bühne bringen sollten, die die Arbeiterklasse bewegten. Und, wie es Iris Laufenberg, Intendantin des Deutschen Theaters in Berlin, im Rahmen des offiziellen Festaktes formulierte: »das Korsett dramaturgischer Formen, der Zensur und die enormen gesellschaftlichen Erwartungen sprengen« wollte.
Großer Hunger nach Kultur
Offenbar ein Erfolgsrezept: Nach Ende des 1. Weltkriegs stieg die Zahl der Volksbühne-Mitglieder allein in Berlin auf 140.000, und auch in anderen Städten wie Köln entstanden Vereine mit der Intention, alle Bevölkerungsschichten am Kulturleben teilhaben zu lassen. Während des Faschismus wurden die Freien Volksbühnen verboten, ihr Vermögen wurde konfisziert. Aber schon ab 1946 formierten sich die Organisationen wieder neu. So auch in Köln, wenn auch unter erschwerten Bedingungen: Spielmöglichkeiten gab es im Nachkriegsköln kaum, als Ausweichquartier diente die Aula der Uni. Dennoch stiegen die Mitgliederzahlen rasant an. Trotz Zerstörung, Wohnungsnot und Lebensmittelknappheit war der Hunger nach Kunst nach Kriegsende enorm. Und die Bedeutung des Vereins Freie Volksbühne für das kulturelle Leben in Köln nahm stetig zu.
Seit Mitte der 1960er Jahren besitzt der Verein Freie Volksbühne mit dem Colonia Haus, Aachener Straße 5, auch eine eigene Immobilie. Hier ist nicht nur das Büro des Vereins beheimatet, sondern auch die Volksbühne am Rudolfplatz, an die der Verein den Theaterraum vermietet hat. Was wegen der Namensgleichheit schon häufig zu Verwechslungen beider Institutionen geführt und so im vergangenen Jahr den Entschluss befeuert hat, den Verein Freie Volksbühne fortan unter dem Namen KölnerKulturAbo in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Erfolgreiche »Höllenfahrt mit belegten Brötchen und Musik«
Im Jubiläumsjahr 2022 feierte auch das »Automatenbüfett« Wiederauferstehung: Die Neuinszenierung des 1932 von der österreichisch-jüdischen Autorin Anna Gmeyner geschriebenen Stücks entstand als erste Koproduktion von Theater im Bauturm, der Volksbühne am Rudolfplatz sowie dem Verein Freie Volksbühne. Eine zeitlose, sozialkritische Satire über Bürgertum und Technologiegläubigkeit, inszeniert von Susanne Schmelcher u.a. mit Susanne Pätzold, Gerd Köster, Nele Sommer, Daniel Breitfelder, Jonathan Schimmer und Mark Fischer. Das Stück fand nicht nur beim Publikum und in der Kritik großen Anklang, es wurde auch für den renommierten Monica Bleibtreu-Preis in der Kategorie „sehenswerteste Privattheater-Produktion 2022“ nominiert. Eine Höllenfahrt mit belegten Brötchen und Musik!
Win-Win-Situation Kölner Kultur-Abo
Um den Zugang zu Kultur und Bildung auch künftig deutlich zu erleichtern, bietet der Verein Freie Volksbühne seinen Mitgliedern mit dem KölnerKulturAbo auch in Zukunft preisgünstige Tickets an. Damit hat jeder Abonnent die Möglichkeit, in Köln Theater, Konzerte, Kunst-Ausstellungen, Lesungen und vieles mehr zu einem reduzierten Preis zu genießen. Und unterstützt damit die Kölner Kultur seit einem ganzen Jahrhundert. Eine Win-Win-Situation auch für die kommenden 100 Jahre!
Darüber hinaus genießen Sie als Mitglied des Kölner Vereins auch in allen anderen Volksbühnen-Vereinen, die Teil des bundesweiten Verbandes sind, die gleichen Vorteile wie an ihrem Heimatort. Zum Beispiel u.a. in Berlin, Essen, Hamburg oder Chemnitz. Dem Bundesverband steht der Kölner Vorsitzende, Prof. Hans-Georg Bögner, vor.
Im Übrigen freuen wir uns sehr, Ihnen die Ticktes für Ihre Abonnements des KölnerKulturAbos nun auch online anbieten zu können! Auf unserer neuen Website koelnerkulturabo.de finden Sie ab sofort alle Veranstaltungen und die entsprechenden Bestellmöglichkeiten. Aber der Verein Freie Volksbühne wäre natürlich nicht der Verein Freie Volksbühne, wenn wir uns nicht auch weiterhin über Ihre Anrufe und Emails freuen würden. Wir beraten Sie gerne!