Kurt-Hackenberg-Preis
Für politisches Theater par excellence
Wie kritisch gehen wir mit unserem kolonialen Erbe um? Wie bewusst erinnern wir uns an diese Zeit der Ausgrenzung und Diskriminierung? Wie stark ist die Dichotomie zwischen Verdrängung und Vergegenwärtigung der Kolonialzeit im kollektiven Gedächtnis Kölns? Mit Fragen wie diesen befeuerte die Performance »COLONIA ON EIS« – im Gewande eines Eislauf-Schnupperkurses mit dem bezeichnenden Titel »Manchmal tuts auch weh« – die emotionale öffentliche Debatte über den Umgang mit unserem postkolonialen Erbe. »Politisches Theater par excellence«, urteilte die Jury und verlieh der Produktion von intakt e.V. dafür den Kurt-Hackenberg-Preis 2022.
Gesellschaftspolitische Diskussionen anstoßen
Ziel des Preises, mit dem der Verein Freie Volksbühne politisches Theater in Köln auszeichnet: Theaterproduktionen zu unterstützen, die gesellschaftspolitische Fragen stellen und die Diskussion über Möglichkeiten des politischen Handelns und der Einflussnahme auf gesellschaftspolitische Entscheidungen anregen. So hat es der 2021 verstorbene Autor und Kulturwissenschaftler Hans-Georg Lützenkirchen in einem Thesenpapier formuliert, das die strengen Vergabekriterien definiert – ganz im Geiste von Kurt Hackenberg, der Köln 24 Jahre lang als Kulturdezernent von 1955 bis 1979 mit wegweisenden Entscheidungen seinen kulturpolitischen Stempel aufgedrückt hatte: Hackenberg unterstützte die Entstehung der Art Cologne und beförderte den Bau des Römisch-Germanischen Museums, den Neubau des Historischen Archivs, der Stadtbibliothek sowie den Ausbau der Volkshochschule. Sein Credo: »Kunst ist zwar nicht alles, aber in Köln ist es doch so, dass ohne Kunst nichts ist.«
Lange Tradition herausragender Produktionen
In diesem Sinne zeichnet der Verein Freie Volksbühne Köln mit dem Kurt-Hackenberg-Preis seit 2007 herausragende Produktionen des politischen Theaters aus: Den Anfang machte »Das Versteck« von Hüseyin Michael Cirpici: Mit Videosequenzen, Audioeinspielungen und einer Telefon-Liveschaltung in die Türkei thematisierte er die alevitisch-kurdische Migrationsgeschichte. Inhaltlich wie inszenatorisch ähnlich herausragend: »Petersberg 1« aus dem Jahr 2010. Die Produktion von futur3 in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk »Freihandelszone« begann an verschiedenen Orten der Stadt und mündete schließlich in einem Hotel, in dem alle Besucher: innen des Abends wie in einer Konferenz zusammenfanden. 2016 zeichnete die Jury mit dem Theater Der Keller ein gesamtes Haus mit dem Kurt-Hackenberg-Preis aus – für »die konsequent-mutige Haltung, sich der Gegenwart zu stellen«.
Preisverleihung im Dezember 2024
Eine Haltung, die auch die/den nächste:n Preisträger:in des mit 5.000 Euro dotierten Preises auszeichnen wird: Wer für den Kurt-Hackenberg-Preis 2024 nominiert ist, können Sie auf unserer Website www.koelnerkulturabo.de einsehen. Die Verleihung des Preises findet im Rahmen der Feierlichkeiten zur Vergabe der Kölner Tanz- und Theaterpreise im Mediapark am 4. Dezember 2024 statt. Ausgerichtet und organisiert wird die Verleihung von der SK-Stiftung Kultur.
Die Jury
Daniela Abels
Freie Kulturjournalistin
Dr. Sandra Nuy
Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Siegen (Politik- und Medienwissenschaft), Kulturjournalistin und Dramaturgin
Beate Schwarzbauer
Schauspielerin und Sprecherin sowie Dozentin für Schauspiel und Szenenstudium an der Alanus Hochschule