Lucia di Lammermoor
Gaetano Donizetti
Eine junge Frau, die von ihrem Bruder mit dessen Freund verheiratet wird, greift zum Messer, als der Bräutigam sich ihr in der Hochzeitsnacht nähern will. Im blutigen Nachthemd erscheint sie unter den Hochzeitsgästen – und rührt deren Herzen: Sie vermittelt dabei den alle ergreifenden Eindruck, die Stimme des größten Feindes ihres Bruders zu hören, den sie zu lieben scheint, und glaubt – offenbar dem Wahnsinn verfallen – nun Hochzeit mit ihm zu feiern.
Diese Wahnsinnsszene ist nicht nur der Höhepunkt von „Lucia di Lammermoor“, sie ist ein Höhepunkt der Belcanto-Oper überhaupt, in deren Zentrum die Fähigkeit der Sänger*innen steht, Zuhörer nicht nur mit vollendetem Schöngesang zu beeindrucken, sondern mit eindringlicher musikalischer Rhetorik singend eine ganze Welt großer Emotionen für sie zu erschaffen. Eigentlich spielt die Geschichte von Lucia Ashton, die sich im Beziehungsgeflecht dreier Männer verirrt und einen von ihnen in – so scheint es – verwirrtem Zustand ermordet, in einer Zeit politischen Umbruchs. Ihr Bruder Enrico hat sich den Besitz der verfolgten Familie Ravenswood angeeignet, deren letzter Überlebender Edgardo ihm deshalb ewige Rache geschworen hat. Als sich die Lage gegen ihn wendet, erscheint Enrico eine Ehe seiner Schwester mit Arturo Bucklaw als einziger Weg, sich selbst und die Familienehre zu retten. Donizettis Musik rückt den Kontext jedoch in den Hintergrund; sie interessiert sich für die Vehemenz, mit der Enrico die Heirat mit Arturo zu erzwingen versucht, die provozierende Art, mit der Lucia ihr Glück mit dem Feind der Familie feiert, die maßlose Eifersucht und schließlich Trauer Edgardos, dem ein Leben ohne Lucia sinnlos erscheint.
Die Inszenierung von Eva-Maria Höckmayr, die nach ihrer erfolgreichen „Suor Angelica“ („Il Trittico“) für „Lucia di Lammermoor“ nach Köln zurückkehrte, verfolgt beide Spuren. Was kettet diese vier jungen Leute emotional so extrem aneinander? Und was wird verdrängt, wenn Gefühle wie Liebe und Eifersucht mit solcher Vehemenz vorgetragen werden, dass sie den ganzen Raum zweier alter Familien zu dominieren scheinen?
Musikalische Leitung: Andrea Sanguineti / Inszenierung: Eva-Maria Höckmayr / Bühne: Christian Schmidt / Kostüme: Saskia Rettig / Licht: Nicol Hungsberg / Chorleitung: Bang-In Jung / Dramaturgie: Mark Schachtsiek
Lord Enrico Ashton: Insik Choi
Lucia Ashton: Zuzana Marková
Sir Edgardo di Ravenswood: Airam Hernández
Lord Arturo Bucklaw: Armando Elizondo
Raimondo: Karl-Heinz Lehner
Alisa: Regina Richter
Normanno: JeungJick Kim
Chor der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln
19:30Uhr
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18:00Uhr
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Rheinparkweg 1
50679 Köln