Nathan der Weise
Gotthold Ephraim Lessing
Lessings Aufkla¨rungsdrama ero¨ffnet mit einem dystopischen Szenario: Als der ju¨dische Kaufmann Nathan von einer Reise zuru¨ckkehrt, liegt sein Haus nach einem Feuer in Asche. Seine Tochter Recha konnte den Flammen dank der Hilfe eines christlichen Tempelherrn entkommen. Die politische Situation im 12. Jahrhundert in Jerusalem ist angespannt, der im Zuge des Dritten Kreuzzugs ausgehandelte Waffenstillstand droht zu kippen. Vertreter*innen des Christentums, Judentums und des Islam stehen sich gegenu¨ber, scheinen unvereinbar in der Frage nach der »wahren Religion«. Nathan versucht, mit der Ringparabel darauf eine verso¨hnliche Antwort zu finden. Sie ist ein Pla¨doyer fu¨r Toleranz, Humanita¨t und ein friedliches Miteinander – und hat u¨ber 240 Jahre nach der Entstehung des Dramas nicht an Aktualita¨t eingebu¨ßt. Sie weist Parallelen zur Legende des Amphibienvogels aus Wajdi Mouawads Stu¨ck VO¨GEL auf, das Stefan Bachmann 2019 viersprachig inszenierte. Nun setzt er die Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Identita¨t und Religion vor dem Hintergrund familia¨rer Beziehungen fort. Wird die aufkeimende Liebe zwischen Recha und dem Tempelherrn das gleiche Schicksal ereilen, wie Wahida und Eitan aus Mouawads VO¨GEL?
Regie: Stefan Bachmann
Bühne und Kostüme: Jana Findeklee · Joki Tewes
Musik and Komposition: Matti Gajek
Licht: Michael Gööck
Dramaturgie: Lea Goebel
Choreografie/ Körperarbeit: Sabina Perry